ON A NIGHT TRIP
Zwischen Glücksgefühl und Absturz? Eine Ausstellung
20. Oktober bis 10. Dezember 2023, täglich (außer DI) 11-18 Uhr, DO 11-20 Uhr, DI geschlossen
Ausstellungseröffnung: 19. Oktober 2023
Defensionskaserne Petersberg, Erfurt
Das Nachtleben ist Kulminationspunkt von Euphorien aller Art und dem Versprechen, sich gut zu fühlen. Anders als bei der Arbeit oder in der Schule lockt es uns mit der Versuchung der Entgrenzung, und damit einem Zustand, der oft mit Substanzkonsum einhergeht: Alkohol, Ecstasy, Kokain und Cannabis gehören häufig zum Feiern dazu, wie gute Musik, Flirten und Tanz.
Was suchen Menschen in Clubs, auf Partys oder Festivals? Folgt ein Partyabend immer demselben Drehbuch? Wo lauern Gefahren – diese zeigen wir. Und gibt es Night Trips ohne Blues – darüber denken wir gemeinsam mit den Besuchenden nach. ON A NIGHT TRIP ermöglicht, einen Diskurs über Gesundheit im Partykontext inmitten der Gesellschaft zu eröffnen: auf neue und überraschende Weise.
Die Ausstellung wird von einem Zusatzprogramm begleitet mit Angeboten für Schulklassen und Studierende, mit Diskussionen mit und für Clubbesitzer:innen und Clubber:innen, mit Vorträgen sowie einer Art Party der Zukunft. Es erscheint eine Publikation.
Projektpartner:innen:
Ziel dieser und den kommenden Ausstellungen ist es, aus den Ergebnissen und Erfahrungen Rückschlüsse zu ziehen, die in die Konzeption des neuen Hauses einfließen.
Abbildung: Alona Rodeh, In Dreams, production still Maya Luzon, short film, 2016/2019. Courtesy of the artist, Christine König Galerie Wien and VG Bild-Kunst, Bonn 2023.
Vermittlungsangebote zu "ON A NIGHT TRIP. Zwischen Glücksgefühl und Absturz? Eine Ausstellung"
Die gemeinnützige Stiftung Welt der Versuchungen ist Initiatorin eines innovativen Projektes. Sein Ansatz ist es, Suchtprävention, Gesundheitsförderung und die Künste in einem neuen Ausstellungshaus miteinander zu verbinden. Damit möchte die Stiftung möglichst viele Menschen ansprechen, in ihren unterschiedlichen Lebenswelten erreichen und sie mit Musik, bildender Kunst oder starken Installationen abholen und sie zum Gespräch und Nachdenken einladen. Klischees werden so aufgebrochen und ein ehrlicher Umgang mit der Thematik möglich.
Das Ausstellungskonzept geht mit kultureller Vermittlungsarbeit einher, die sich an unterschiedliche Zielgruppen wendet. Die Besucher:innen – egal welchen Alters – sind eingeladen, selbst aktiv zu werden. Wer mag, kann nach dem Ausstellungsrundgang das Gesehene und Erlebte in eigene Arbeiten übersetzen. Für Schulklassen werden spezielle bildnerisch-praktische Workshops angeboten. Das Ergebnis kann eine Zeichnung sein, eine Skulptur oder eine Plastik, ein Rap oder ein Comic. Ferner wird das Haus Vorträge, Diskussionen, Lesungen oder auch Konzerte anbieten, sowie Weiterbildungen für Multiplikator:innen. Damit zeigt und öffnet es sich als ein besonderer Ort für gesellschaftspolitische Debatten, die sich den Themen Sucht und Rausch an der Schnittstelle von Wissenschaft und Kunst widmen.
Die Stiftung hat einen Stiftungsrat. Er setzt sich aktuell aus fünf Persönlichkeiten unterschiedlicher Disziplinen – wie z. B. der Suchtprävention, des Gesundheitsmanagements oder der Kinder- und Jugendbildung – zusammen.
Ein wissenschaftlicher Beirat begleitet die Stiftung in ihrer Arbeit.
TEAM
Dr. Susanne Rockweiler
1. Vorständin | Chefkuratorin
Tel.: +49 361 - 30 25 79 31
Denise Seifert
Projektentwicklung
Tel.: +49 361 - 30 25 79 36
Susn Kuchenreuther
Verwaltung | Vorstandsbüro
Tel.: +49 361 - 30 25 79 30
Sara Stehr
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Tel.: +49 361 - 30 25 79 34
Andrea Radtke
Referentin PR und Marketing
Tel.: +49 361 - 30 25 79 32
Marieluise Hörner
Mitarbeiterin wissenschaftliche Recherche
Tel.: +49 361 - 30 25 79 30
Nele Wicher
Mitarbeiterin Social Media
Tel.: +49 361 - 30 25 79 32
v.l.n.r. 1. Reihe:
Marieluise Hörner (studentische Hilfskraft),
Susn Kuchenreuther (Verwaltung)
v.l.n.r. 2. Reihe:
Thomas Bader (Stiftungsratsvorsitzender),
Denise Seifert (3. Vorständin, Projektentwicklung),
Dr. Susanne Rockweiler (1. Vorständin, Chefkuratorin),
David Fritzlar (2. Vorstand, Geschäftsleitung Suchthilfe in Thüringen),
Katrin Schnell (stellvertr. Stiftungsratsvorsitzende, Leiterin Präventionszentrum der SiT)
ZUR GENESE DER STIFTUNG
In einer von Wandel und der Pandemie geprägten Zeit stehen Suchtprävention und Gesundheitsförderung vor großen Herausforderungen. Um die besonderen Belastungen der Gesellschaft aufzufangen, müssen die Angebote besonders wirksam und attraktiv sein. Suchtprävention will dazu beitragen, innere Stärke und Stabilität zu erlangen, um in kritischen Lebenssituationen auf alternative Verhaltensweisen zurückgreifen zu können. Wirksame Präventionstechniken sollten eher unsichtbar sein, emotional wirken und in unserem alltäglichen Lebensumfeld etabliert sein.
Seit vielen Jahren arbeiten die Mitarbeiter:innen im Präventionszentrum derSiT (Suchthilfe in Thüringen) im Auftrag des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie an dieser großen Aufgabe. Im Rahmen dessen entstand die Idee, Menschen über ganz neue Wege auf riskante Konsummuster, Verhaltensweisen, Abhängigkeit und Gesundheit anzusprechen und ein Forum für Begegnungen und Austausch zu schaffen.
Ausgelöst und inspiriert vom Besuch des Deutschen Auswandererhauses in Bremerhaven wollten wir es wagen, für unsere Arbeit größer zu denken über Grenzen hinaus.
Warum sollte es nicht auch zur Suchtprävention und zum Umgang mit Abhängigkeit und Rausch ein Haus geben, in dem Besucherinnen und Besucher auf neue Weise lernen und reflektieren können?
Wir führten den fachlichen Diskurs mit den Thüringer Partner:innen in der Suchthilfe, dem Thüringer Gesundheitsministerium, den Landesstellen für Suchtprävention, Suchthilfe und Gesundheitsförderung, der Finderakademie Berlin, der ginko Stiftung für Prävention in Mühlheim an der Ruhr sowie der bundesweiten Suchtselbsthilfe. Es wurde beraten, diskutiert, philosophiert und konstruiert. Schließlich konnte ein Masterplan erstellt werden – für einen Schritt in eine neue Richtung.
Unsere Vision im Jahr 2017: Ein neues Ausstellungshaus, welches alle Schwerpunkte der Suchtprävention enthalten soll und Alkohol, Tabak, Glücksspiel, illegale Drogen, Medienverhalten etc. aus anderen Perspektiven beleuchten kann.
Neu entwickelte Materialien und Methoden könnten eingesetzt und von verschiedenen Zielgruppen (Kindergarten, Schule, Eltern, Unternehmen, Interessierte) genutzt werden.
Wir stellten uns folgende Angebote vor:
Mit der Möglichkeit für Erkenntniszuwachs und Teilhabe soll das Ausstellungshaus als innovativer Erkundungs- und Vermittlungsstandort in der Museumslandschaft eine Sonderstellung einnehmen.
Doch was nutzen gute Konzepte und Ideen ohne eine finanzielle Grundlage? Es war ein großes Glück, den heutigen Staatsminister, Ostbeauftragten der Bundesregierung und Erfurter Bundestagsabgeordneten Carsten Schneider sowie unsere Thüringer Gesundheitsministerin Heike Werner für unser Vorhaben zu gewinnen. Sie schufen den finanziellen Rahmen für die Welt der Versuchungen.
An dieser Stelle möchten wir allen, die sich von der Welt der Versuchungen begeistern lassen und sich für sie einsetzen, unseren großen Dank aussprechen.
Katrin Schnell,
Leiterin des Präventionszentrums der Suchthilfe in Thüringen gemeinnützige GmbH,
August, 2022
STIFTUNGSGRÜNDUNG
Am 28.03.2022 feierte die Stiftung Welt der Versuchungen ihre Gründung im Haus Dacheröden in Erfurt. Damit konnte ein Meilenstein zur Realisierung des Ausstellungshauses gesetzt werden. Die Stiftung Welt der Versuchungen ist Initiatorin eines neuen Ausstellungshauses an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst. Sie widmet sich alten und neuen Versuchungen und Süchten.
Bund und Land schließen sich bei diesem gesellschaftlich bedeutsamen Thema zusammen: Das Ausstellungshaus wird mit 15 Millionen Euro vom Deutschen Bundestag gefördert und vom Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie unterstützt. Es entsteht in Zusammenarbeit mit der Suchthilfe in Thüringen.
Bei den Inhalten rund um die Welt der Versuchungen denken Gesundheitsforscher:innen, Präventionsexpert:innen und Künstler:innen gemeinsam. Dies bietet neue Möglichkeiten, über Abhängigkeit und gutes Leben nachzudenken und Debatten anzustoßen. Die Kombination schafft Potenziale, um unterschiedliche Zielgruppen abzuholen und Brücken zu bauen: Zwischen den einzelnen Forschungsbereichen und den Kunstformen Musik, bildende Kunst, Tanz und Film.
Carsten Schneider, MdB, Staatsminister
Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland
[…] Prävention und Aufklärung über Suchtgefahren verlangen immer wieder Antworten auf der Höhe der Zeit. Suchtverhalten ist dabei nicht nur ein medizinisches oder psychologisches Problem, sondern eine fortwährende Herausforderung an die gesamte Gesellschaft.
Gerade deshalb bietet das entstehende „Haus der Versuchungen“ mit seinem neuen, offenen und multiperspektivischen Zugang eine große Chance dafür, in Erfurt ein wegweisendes suchtpräventives Pilotprojekt mit bundesweiter Strahlkraft zu etablieren. […]
Heike Werner, Ministerin
Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie
Mit dem Haus ,Welt der Versuchungen' soll in Thüringen eine europaweit einzigartige Wissens- und Erlebniswelt entstehen, die das Thema Sucht interdisziplinär und zeitgemäß für eine breite Zielgruppe erlebbar macht. Mit der Verknüpfung von Suchtprävention, Gesundheitsförderung, Wissenschaft und Kunst beschreitet die Stiftung ,Welt der Versuchungen' neue Wege in der Geschichte der Suchtprävention. Ich freue mich daher sehr dieses besondere Vorhaben als Thüringer Gesundheitsministerin begleiten und unterstützen zu können.
Katharina Schenk, Staatssekretärin
Thüringer Ministerium für Inneres und Kommunales
[…] Als Wissens- und Erlebniswelt, die auf die individuellen Lebensrealitäten der Menschen eingeht, sie interaktiv durch Angebote zum Informieren und Nachdenken einlädt, bricht das Projekt viele verstaubte Tabus in der Suchtprävention auf. Letztendlich, und das ist das entscheidende, schärft es die Konsum- und Risikokompetenzen unserer Bürgerinnen und Bürger von jung bis alt. Ich bin besonders stolz darauf, dass wir in Thüringen ein so innovatives und einzigartiges Leuchtturmprojekt mit bundesweiter Ausstrahlung an den Start bringen konnten. […]
Thomas Bader, Stiftungsratsvorsitzender
[…] Der Betrieb eines solchen Vorhabens sollte in einem eigenständigen Organ geführt werden. Dafür erschien uns eine Stiftung als die passende Form. Die Stiftung ,Welt der Versuchungen‘ ist nun Trägerin des Konzepts und wird die komplexen Fragen zu neuen und alten Abhängigkeiten und zum gesunden und freien Leben in Ausstellungen formen, die Wissen vermitteln und gleichzeitig inspirieren, überraschen und immer wieder aufs Neue neugierig machen. […]
Vermittlungsangebote zu "ON A NIGHT TRIP. Zwischen Glücksgefühl und Absturz? Eine Ausstellung"
ERFURT CALLING
Ein Projekt zur Teilhabe, zum Stärken und zur Suchtprävention junger Menschen
Juli 2023
Die Stiftung Welt der Versuchungen lud zwei Thüringer Schulklassen ein, zwei alte Telefonkabinen umzugestalten. Das Ziel: kleine Wohlfühlinseln. Die Gestalter:innen: Schüler:innen der neunten Klasse der Staatlichen Gemeinschaftsschule Albert Einstein, Sömmerda, sowie der IGS Erfurt.
In Workshops und in Zusammenarbeit mit zwei künstlerischen Mentor:innen – Julia Heinemann von der Bauhaus-Universität Weimar und Michael Künstler aus Erfurt – entwickelten die Schüler:innen Gestaltungsentwürfe für den Umbau. Es wurden Ideen diskutiert. Es wurde gedacht, gesprochen, verhandelt, gemessen, gerechnet (begrenzter Einkaufsetat), skizziert und gebaut.
Schnell war klar, dass Musik eine zentrale Rolle einnehmen wird – als Teil der Lebenswelt dieser Generation, der eigenen Identität und Ausdruck von Kreativität
Die Klasse 9b der IGS Erfurt gestaltete ihr Telefonhäuschen zu einer Clubtoilette um, die von außen wie ein "Beichtstuhl" aussieht – beides Orte, an denen Tratsch und dunkle Geheimnisse geteilt werden, wo man Frust und Freuden teilt. Die TGS Albert Einstein, Sömmerda nutzte für ihr "Tanzi" Graffiti, Bücher und Fotos und kreierte einen Wohlfühlort zum Abhängen, Musikhören, Lesen, Tanzen und Nachdenken.
Mit einer open-air-Präsentation wurden die fertigen Häuschen eine Woche lang (6. – 12.7.2023) in der Innenstadt der Landeshauptstadt ausgestellt und der Öffentlichkeit nutzbar gemacht – als sozialer Miniraum, als private Kapsel auf Zeit und als Generationen übergreifender Musik- und Austauschort.
Besucher:innen konnten dabei ihr Smartphone mit den eingebauten Bluetooth-Boxen verbinden und die eigene Playlist oder die der Schüler:innen hören. Die alte, recycelte Telefonzelle des öffentlichen Raums wurde auf diese Weise von der Handy-Generation einem neuen, kulturellen Nutzen im öffentlichen Raum zugeführt.
„Was hat ERFURT CALLING mit Suchtprävention zu tun? Verschiedene Gründe: Drei Tage denken, skizzieren, sich austauschen und verhandeln, dies alles ganz analog, um gemeinsam herauszufinden, was einen Wohlfühlort der Maße 1 x 1 x 2,20 Quadratmeter ausmacht. Die Kernfrage: Was tut mir gut? Die Antwort: vor allem Musik, auch Tanzen, Gemeinschaft und das Freisetzen eigener kreativer Ressourcen. Musik und Kunst selbst machen tröstet und stärkt in allen Lebenslagen. Dann die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, wenn das Werk vorgestellt wird. Gesehen werden, gelobt werden. Das macht fröhlich und glücklich. Dies alles stärkt und ist Suchtprävention", so Susanne Rockweiler, Kuratorin und erste Vorständin der Stiftung Welt der Versuchungen.
Die Häuschen werden in der Ausstellung „On A Night Trip“ vom 20. Oktober bis 10. Dezember 2023 in der Defensionskaserne auf dem Petersberg erneut gezeigt.
Die Stiftung Welt der Versuchungen ist Initiatorin eines neuen Ausstellungshauses an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Kunst. Es widmet sich alten und neuen Versuchungen und Abhängigkeiten – von Drogen bis hin zu Social Media – und beleuchtet sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Das Ausstellungshaus verfolgt damit einen innovativen Ansatz in der Suchtprävention.
Der Deutsche Bundestag hat 15 Millionen Euro für dieses Vorhaben zur Verfügung gestellt. Zudem wird es durch Zuwendungen des Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie gefördert und entsteht in Zusammenarbeit mit der Suchthilfe in Thüringen.
Die Aufgabe der Suchtprävention ist, Menschen zu mehr Souveränität und einem gesunden, freien Leben zu verhelfen. Wie das gelingen kann, muss immer wieder neu erarbeitet werden.
Als lebendiger Raum verfolgt das Ausstellungshaus einen interdisziplinären Ansatz. Die Zusammenarbeit zwischen Kunstschaffenden und Expert:innen verschiedener Fachgebiete wird zu einem vorübergehenden Zusammenkommen, welches die disziplinären Grenzen nicht aufhebt, aber für einen produktiven und schöpferischen Moment beiseitelegt. So werden neue Verbindungen geschaffen und Perspektiven eröffnet. Licht und Schatten werden erforscht. Die Sehnsucht nach einem neuen Bewusstsein, nach Ekstase, grenzenloser Freiheit oder die Suche nach dem Kick und dem damit einhergehenden Zwang werden betrachtet und ergründet.
Im Fokus stehen Konsum und Kontrollverlust, ebenso wie Achtsamkeit, Gesundheit und innere Stärke/Resilienz. Diese Themen werden historisch und auch zeitaktuell beleuchtet und in Ausstellungen und Programmen gesellschaftlich, wissenschaftlich und künstlerisch diskutiert. Menschen jeden Alters werden zum Nachdenken eingeladen; Begegnungen quer durch alle gesellschaftlichen Gruppen werden ermöglicht.
Die Ausstellungen werden von kultureller Vermittlungsarbeit begleitet und auf die jeweiligen Zielgruppen zugeschnitten – Vorträge und Debatten, Konzerte, und Performances, ergänzt um bildnerisch-praktische Workshops – deren Ergebnis ein Rap, ein Comic oder eine Videoarbeit sein kann und Fortbildungen für Multiplikator:innen.
Sucht ist seit Jahrzehnten ein gesellschaftliches Thema und bis heute brandaktuell. Suchtmittel sind immer leichter verfügbar. Die Nachfrage steigt quer durch alle Gesellschaftsschichten. Verhaltenssüchte wie Ess-, Spiel- oder Kaufsucht, wie auch übermäßige Nutzung digitaler Medien oder die Sucht nach Arbeit spielen inzwischen eine ebenso bedeutende Rolle.
Was passiert eigentlich beim Rausch mit uns, mit unserem Körper? Bei allen Suchtstoffen und -handlungen setzt das Gehirn Botenstoffe frei, die das Bewusstsein verändern und unser Verhalten steuern. Werden Belohnungs- und Lustzentrum aktiviert, fühlen wir uns glücklich und zufrieden. Und wer ist nicht auf der Suche nach Wohlbefinden und Euphorie?
Doch wann wird der abendliche Wein, das Essverhalten oder das Chatten pathologisch? Wann wird der Höhenflug zum Absturz? Wie lässt sich der Wunsch nach Rausch in unser Leben integrieren? Und wo begegnen sich die Worte Sucht, Sehnsucht, Suchen und Versuchung?
Das Anliegen des Ausstellungshauses geht uns (fast) alle etwas an. Ein ehrlicher und generationsübergreifender Diskurs ist eröffnet – in Erfurt, in Thüringen und über die Landesgrenzen hinaus.
START DER BAU-REALISIERUNGSPHASE
Die Stiftung Welt der Versuchungen hat mit der Standortentscheidung des Erfurter Stadtrates, in der Innenstadt der thüringischen Landeshauptstadt neu bauen zu dürfen, einen weiteren Meilenstein in der Realisation des von ihr initiierten innovativen Ausstellungshauses erreicht. Mit dem zentral gelegenen Huttenplatz ist ein geeigneter Ort gefunden, um ein modernes und nachhaltiges Gebäude zu schaffen, das das Ausstellungshaus zukünftig beheimaten wird. „Mit dem Huttenplatz haben wir einen Ort in Erfurt gefunden, der zentral liegt. Ein modernes Ausstellungshaus hier an dieser Stelle wertet das Areal als Portal zur Innenstadt auf“, sagte Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein beim Pressegespräch der Stiftung am 13. Februar 2023.
Baulich – aber auch inhaltlich – startet das vom Bund und Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie geförderte Haus somit in die Realisierungsphase. Die Eröffnung ist für Herbst 2026 geplant.
„Versuchungen sind groß – gerade in unserer Konsumgesellschaft. Der Druck, unter dem wir alle stehen, führt dazu, dass die Leute zur Flasche oder zu anderen Drogen greifen und eben nicht die Kontrolle darüber behalten“, sagte Carsten Schneider, Staatsminister und Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland. „Diese Stiftung wird im Bereich Suchtprävention Maßstäbe in Deutschland setzen.“
Das Haus widmet sich dem Thema Gesundheit und Abhängigkeit auf neue Art und Weise. Inhalte werden interdisziplinär erarbeitet und von Wissenschaftler:innen und Künstler:innen gemeinsam gedacht – ein in Deutschland und Europa bisher einzigartiges Konzept. Mit dem Bund, dem Land Thüringen und der Stadt Erfurt hat die Stiftung Welt der Versuchungen drei starke Partner:innen an ihrer Seite, um dieses Modellprojekt zu realisieren.
Ziel der Stiftung Welt der Versuchungen ist es, ein Haus zu schaffen, das auf der Höhe der Zeit das Thema Abhängigkeit multiperspektivisch bearbeitet, immer wieder überrascht, aktuelle Themen aufgreift. Es bietet neue Möglichkeiten, über Abhängigkeit und gutes Leben nachzudenken und Debatten darüber anzustoßen – unter jungen Menschen, in Familien, in Schulen, unter Experten und Expertinnen.
„Wir müssen das gesellschaftliche Problem Sucht thematisieren, um die Gesellschaft präventiv, integrativ, interaktiv erreichen zu können. Durch so ein Haus kann es gelingen, den Einstieg zu schaffen in eine neue gesellschaftliche Diskussion über Drogen und Sucht, über Rausch und gesundheitliche Auswirkungen. Die Welt der Versuchungen ist ein Katalysator für eine Fortentwicklung der Suchtprävention in Deutschland“, betonte Burkhard Blienert, der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung.
Die Thüringer Ministerin für Gesundheit Heike Werner ergänzte: „Es geht darum, Suchtprävention zu betreiben, die nachhaltige Effekte hat. Die Welt der Versuchungen wird dabei ein wichtiger Baustein sein – mit der Besonderheit eines wirklich innovativen Konzepts.“
Abbildungen:
1) Redner:innen beim Pressegespräch der Stiftung Welt der Versuchungen (v.l.n.r.): Staatsminister und Ostbeauftragter der Bundesregierung Carsten Schneider, Chefkuratorin der Stiftung Welt der Versuchungen Dr. Susanne Rockweiler, die Thüringer Gesundheitsministerin Heike Werner, der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert, Initiator der Defensionskaserne Frank Sonnabend, Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein sowie Stiftungsratsvorsitzender Thomas Bader.
2) Medien beim Pressegespräch
3) Der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert, die Thüringer Gesundheitsministerin Heike Werner, Chefkuratorin der Stiftung Welt der Versuchungen Dr. Susanne Rockweiler, Staatsminister und Ostbeauftragter der Bundesregierung Carsten Schneider und Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein (v.l.n.r.) betrachten beim Pressegespräch zum Standort des neuen Ausstellungshauses in Erfurt erste architektonische Entwürfe von Kindern, Schüler:innen und Studierenden
4) Podium beim Pressegespräch