Mit ihrer nächsten Ausstellung wird die Stiftung Welt der Versuchungen ab Herbst 2025 die städtischen Räumlichkeiten in der Erfurter Defensionskaserne temporär bespielen. Die Eröffnung ist für den 23. Oktober 2025 geplant, anschließend ist die Ausstellung bis zum 18. Januar 2026 auf dem Petersberg zu sehen.
Der erste Platz im Architekturwettbewerb zu unserem Neubau am Erfurter Huttenplatz steht fest. Damit wissen wir, wie das Haus und das Areal zukünftig aussehen könnte. Wir haben die wichtigsten Fragen von Anwohner:innen und interessierten Bürger:innen gesammelt und beantwortet.
In Erfurt entsteht ein neues, bundes- und europaweit einzigartiges Ausstellungshaus, das mit einem innovativen, Suchtprävention ergänzenden Ansatz Kunst und Wissenschaft verbindet – ein Ort zur Gesundheitsförderung und Begegnung, ein Erkundungs- und Vermittlungsort.
Gesundheitsförderung ist essenziell für eine starke Gesellschaft. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, braucht es jedoch neue Ansätze, neue Methoden, einen neuen und ergänzenden Weg. Dies soll das Haus der Versuchungen in Erfurt leisten. Unterstützt vom Bund und dem Land Thüringen soll der neue Bau am Huttenplatz ein Ort zur Gesundheitsförderung, Begegnung und Prävention werden - ein Erkundungs- und Vermittlungsort, wo Unsichtbares durch Kunst sichtbar und Wissenschaftliches durch lebensnahe Bezüge verständlich gemacht wird.
Trägerin dieses Hauses ist die Stiftung Welt der Versuchungen, die am 22. März 2022 offiziell gegründet wurde. Hier denken Forscher:innen aus den Bereichen Sucht, Neurowissenschaft und Gesundheitsförderung sowie Präventionsexperten und Künstler:innen gemeinsam. Dies bietet neue Möglichkeiten, Debatten über Abhängigkeit und gutes Leben in Gang zu bringen und darüber nachzudenken, was uns Menschen stärkt und vereint.
Die Idee, neue Wege in der Suchtprävention zu gehen, stammt vom Präventionszentrum der SiT – Suchthilfe in Thüringen. Seit vielen Jahren arbeiten dessen Mitarbeiter:innen daran, wirksame und attraktive, suchtpräventive Angebote zu erarbeiten, die uns Menschen befähigen, innere Stärke und Stabilität zu erlangen, um in kritischen Lebenssituationen auf alternative Verhaltensweisen zurückgreifen zu können. Ausgelöst und inspiriert vom Besuch des Deutschen Auswandererhauses in Bremerhaven entstand die Idee, Menschen in einem permanent geöffneten Haus auf riskante Konsummuster, Verhaltensweisen, Abhängigkeit und Gesundheit anzusprechen und ein Forum für Begegnungen und Austausch zu schaffen. Die Vision im Jahr 2017: ein Ausstellungshaus, welches die Versuchungen, denen wir alle täglich begegnen, aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet – ein Haus Welt der Versuchungen.
Menschen erreichen, Gesellschaft stärken
Aus dieser Vision entwickelte sich der ergänzende und neue Ansatz der Stiftung, Praxis sowie Forschung aus angrenzenden Bereichen der Suchtprävention und die Künste in einem neuen Ausstellungshaus miteinander zu verbinden. Damit möchte die Stiftung Welt der Versuchungen möglichst viele Menschen ansprechen, sie mit Musik, bildender Kunst oder starken Installationen abholen und sie zum Gespräch und Nachdenken einladen. Klischees werden so aufgebrochen und ein ehrlicher Umgang mit der Thematik möglich. Das Ausstellungskonzept geht dabei mit kultureller Vermittlungsarbeit einher, die sich an unterschiedliche Zielgruppen wendet. Die Besucher:innen – egal welchen Alters – sind eingeladen, auch selbst aktiv zu werden.
Geplant sind:
Ein Ort für alle
Die Welt der Versuchungen widmet sich alten und neuen Versuchungen und Abhängigkeiten – von Drogen bis hin zu Social Media – und beleuchtet sie aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Das Ausstellungshaus verfolgt damit einen innovativen und ergänzenden Ansatz in der Suchtprävention.
Die Aufgabe der Suchtprävention ist es, Menschen zu mehr Souveränität und einem gesunden, freien Leben zu verhelfen, in dem Genuss und Belohnung keine gesundheitsschädliche Routine werden.
Als lebendiger Raum verfolgt das Ausstellungshaus einen interdisziplinären Ansatz. Dieser ist geprägt von der Zusammenarbeit zwischen Kunstschaffenden und Expertinnen und Experten verschiedener Fachgebiete, der die disziplinären Grenzen nicht aufhebt, aber für einen produktiven und schöpferischen Moment in den Hintergrund rückt. So werden neue Verbindungen geschaffen und Perspektiven eröffnet. Neugierde, Entspannung, Gemeinschaftsgefühl oder die Sehnsucht nach Intensität und erweiterten Bewusstsein, nach Freiheit oder die Suche nach dem Kick und dem damit einhergehenden Zwang werden betrachtet und ergründet. Im Fokus stehen Konsum und Kontrollverlust ebenso wie Achtsamkeit, Gesundheit und innere Stärke/Resilienz. Diese Themen werden historisch sowie zeitaktuell beleuchtet und in Ausstellungen und Programmen gesellschaftlich, wissenschaftlich und künstlerisch diskutiert. Menschen jedes Alters und jeder Herkunft werden zum Nachdenken und Mitdiskutieren eingeladen; Begegnungen quer durch alle gesellschaftlichen Gruppen werden ermöglicht.
Wir müssen reden! Warum es uns gibt…
Verlockungen, Versuchungen und Verführungen begleiten uns Menschen seit jeher. In der Ambivalenz zu sein und ihnen hin und wieder zu erliegen, ist menschlich. Wir alle sind auf der Suche nach Wohlbefinden und einem gelingenden Leben, nach außergewöhnlichen Momenten, Glücksgefühlen und etwas Euphorie. Wir genießen gern und belohnen uns für Geschafftes. Doch ab wann können unsere Routinen pathologisch werden und/oder zu gesundheitlichen Risiken führen? Mit welchen Folgen für mich und meine Lieben?
Abhängigkeit ist ein Thema, das uns alle angeht. Sie ist Spiegel unsere Gesellschaft. Denken wir ein bisschen darüber nach, kennt nahezu fast jede:r eine Person, die regelmäßig zu viel trinkt, die vom Rauchen nicht lassen kann oder von Insta, TikTok und Co. Dies offen anzusprechen, ist nicht leicht.
Sucht ist eine Krankheit. Sie kann jede:n treffen. Sie ist nicht auf bestimmte Bevölkerungs-gruppen oder soziale Schichten beschränkt. Deshalb möchten wir Impulse setzen, offen darüber zu reden und das Tabu zu überwinden. Süchte und Abhängigkeiten verursachen viel Leid, Schmerz und Scham bei Betroffenen, in der Familie und im Freundeskreis. Gleichzeitig kosten sie volkswirtschaftlich viel Geld. Prävention kann helfen, dies zu vermeiden.
Unser Anliegen als Stiftung und im Ausstellungshaus ist es, das schamgehaftete und oft unangenehme Thema unter dem Teppich hervorzuholen und das damit einhergehende Stigma zu überwinden. Wir möchten einen ehrlichen und generationsübergreifenden Diskurs eröffnen –mit dir, mit euch, hier und bundesweit.
Wie wird das Haus aussehen?
Die Stiftung Welt der Versuchungen und die Stadt Erfurt haben am 6. Dezember 2024 die Gewinnerbüros ausgezeichnet für das erste mit Bundesmitteln gebaute nachhaltige Ausstellungshaus für Suchtprävention. Hervor stach dabei der einladende und gleichzeitig schlicht-elegante und ökologisch gut durchdachte Entwurf der Büros AFF Architekten in Zusammenarbeit mit POLA Landschaftsarchitekten aus Berlin.
Zum nichtoffenen hochbaulichen und freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb „Neubau Ausstellungshaus WELT DER VERSUCHUNGEN“ in Erfurt wurden 18 Arbeiten eingereicht.
Die Preisträgerentwürfe überzeugten aufgrund von Form und Materialität und mit innovativen und nachhaltigen Ansätzen, die sowohl den baulichen Bestand am nördlichen Eingang in die Erfurter Altstadt berücksichtigten als auch den Anforderungen an ein Ausstellungshaus für Suchtprävention gerecht werden: Sie schaffen einladende und partizipative Räume für Menschen jedweder Generation und bieten der Stiftung Welt der Versuchungen und ihrer suchtpräventiven Arbeitsweise einen innovativen Ort, kuratierte, thematisch eingegrenzte und auf eine Breitenwirkung hin ausgerichtete Ausstellungen zu realisieren. Dabei werden wissenschaftliche Erkenntnisse zum Themenfeld Sucht in immersive Installationen, poetische Bilder und ästhetische Erfahrungen übersetzt, sodass komplexe Inhalte unmittelbar, verständlich und sinnlich vom Publikum erschlossen werden.
Dies in ihre Entwürfe einzubeziehen, gelang besonders fünf Architekturbüros in Zusammenarbeit mit Landschaftsarchitekt:innen.
1. Preis: AFF Architekten, Berlin und POLA Landschaftsarchitekten, Berlin
2. Preis: Gerber Architekten GmbH, Dortmund und Prof. Dipl.-Ing. Eckhard Gerber, Dortmund
3. Preis: Behnisch Architekten München Partnerschaft mbH / Atelier Weimar GbR und LiLASP Lichtenstein Landschaftsarchitektur und Stadtplanung PartGmbH, Hamburg
Die Anerkennungen erhielten die Büros Grüntuch Ernst Planungsgesellschaft mbH und Levin Monsigny Landschaftsarchitekten GmbH aus Berlin sowie die Büros Hascher Jehle Berlin GmbH und Weidinger Landschaftsarchitekten GmbH ebenso aus Berlin.
"Die Fassade verspricht mit ihrer Ausprägung aus hölzernen Flächen mit einem Vorsatz aus Glasschindeln einen ungewöhnlichen Auftritt in diesem Umfeld - ein wohltuender ästhetischer Gegenpol zu den pragmatischen Nachbarn."
Preisgericht des Architekturwettbewerbs zu dem Entwurf von AFF Architekten, Berlin
Abbildungen (v.o.n.u.): Entwurf für die „Welt der Versuchungen“ von AFF Architekten Berlin Innenperspektive © AFF Architekten Berlin; Entwürfe der drei Erstplatzierten im Umgebungsmodell (v.l.n.r.: 1. Preis AFF Architekten Berlin und POLA Landschaftsarchitekten; 2. Preis Gerber Architekten, Dortmund; 3. Preis Behnisch Architekten München/Weimar und LILASp Lichtenstein, Hamburg); Entwurf für die „Welt der Versuchungen“ von AFF Architekten Berlin Außenperspektive © AFF Architekten Berlin
Eine Ausstellung der Stiftung Welt der Versuchungen über Cannabis
24.10.2025 bis 18.1.2026
Defensionskaserne, Petersberg 15, Erfurt
Eröffnung: DO, 23.10.2025, 19 Uhr
Entspannen, dem Alltagstrott entfliehen, den Leistungsdruck hinter sich lassen oder den Horizont erweitern: Die Suche nach dem Rausch ist eine menschliche Konstante. Was suchen wir im Rausch, zumal im drogenbasierten, und weshalb nehmen wir wissentlich Gefahren in Kauf? Welches Versprechen gibt der Rausch durch Cannabis?
Die Hanfpflanze hat mehr als 100 Wirkstoffe, die geläufigsten sind THC (Tetra-hydro-cannabinol) und CBD (Cannabidiol). Wie wirken diese in Gehirn und Körper und warum lohnt es sich, wesentliche Fakten zu kennen? Welche Risiken sind insbesondere im Jugendalter mit dem Cannabiskonsum verbunden und wie können junge Menschen geschützt werden? Diesen Fragen widmet sich die Stiftung Welt der Versuchungen schlaglichtartig in ihrer dritten Ausstellung ONLY GOOD VIBES? im Mix zwischen faktenbasierter Wissenschaft und Freiraum bietender Kunst. Sie zeigt, ebenso auf, was abseits von Versuchungen entspannt, stark und vielleicht sogar glücklich machen kann.
ONLY GOOD VIBES? bietet etwas mehr als ein Jahr nach der Teillegalisierung einen multiperspektiven Blick auf das Thema Cannabis und lädt ein, mitzudiskutieren. Die Ausstellung übersetzt kompakt und begreifbar neurowissenschaftliche Wirkmechanismen von Cannabis auf Gehirn und Körper, geht Mythos und Realität zur Hanf-Pflanze nach und beleuchtet Motive, Rituale und Risiken. Dabei zeigt sie auf, warum vor allem junge Menschen bis 25 Jahren gestärkt und gut informiert sein sollten und der Jugendschutz dringlich ist. Ebenso nutzt sie die Gelegenheit, unseren gesellschaftlichen Umgang mit den in Deutschland legalen Substanzen – Nikotin, Alkohol, Cannabis – gemeinsam mit Jung und Alt zu erörtern.
Die Stiftung Welt der Versuchungen verknüpft in ONLY GOOD VIBES? wie auch in ihren vergangenen Ausstellungen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse mit Kunst und interaktiven Installationen. Sie schafft einen wertneutralen und vorurteilsfreien Rahmen, um Individuen zu stärken und den gesellschaftlichen Diskurs generationsübergreifend auch zu unbequemen Themen zu fördern – ehrlich, überraschend und auf Augenhöhe.
Abb.: Valentin Goppel, Untitled, aus der Serie Between the Years, 2021 © Valentin Goppel
Die Ausstellung wird gefördert durch
im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit
REAL ME – REAL TEE
2025
In unserem Schüler:innen (SuS)-Projekt zur Suchtprävention und Stärkung „REAL ME – REAL TEE“ beschäftigten wir uns einerseits mit dem legalen Substanzkonsum Cannabis, Alkohol und Tabak und andererseits mit der kulturellen Bedeutung von Symbolen auf Kleidung. Im Mittelpunkt: Cannabis ein Jahr nach der Teillegalisierung und das ikonische Cannabisblatt.
Mit Schüler:innen der IGS Erfurt und der TGS Sömmerda sprachen wir über Substanzkonsum, über den Einfluss von Werbung, Medien und sozialen Netzwerken und über das „Cool sein“. Die SuS reflektierten im Workshop die gesellschaftliche Präsenz vom Cannabisblatt und die dadurch schrittweise Normalisierung. Wir erläuterten gemeinsam u.a. die Frage, ob kiffen jetzt harmlos ist, sammeln mögliche Konsumgründe, entzaubern mitunter Mythen und erklärten Wirkungen in Gehirn und Körper und warum es gut ist, sein junges Gehirn zu schützen: Es ist bis zum Alter von 25 Jahren in der Entwicklung.
Die SuS entwickelten alternative Wort-/Bildmarken, bei denen sie sich die grundlegende Frage stellten: Was stärkt mich und was stärkt uns als Gruppe, ohne Konsum von Cannabis, Tabak oder Alkohol?
Mit dem individuell ausgearbeiteten Design-Shirt wird jede:r SuS Botschafter oder Botschafterin für ein freies, gutes und selbstbestimmtes Leben. Das Schulprojekt verzahnt die Wissensvermittlung rund um Cannabis, Tabak und Alkohol mit Kreativität und Mode, mit Kunst und Handwerk. Es wurde debattiert, aufgezeigt und nachgedacht sowie gepinselt, gedruckt, gesprayt, geschnitten und genäht. Es wurde Altes dekonstruiert und Neues erschaffen.
Die entstandenen Arbeiten werden Teil der nächsten Ausstellung der Stiftung Welt der Versuchungen ONLY GOOD VIBES? Die von den Klassen als beste Designs prämierten Shirts sind im Rahmen der Ausstellung auch zu kaufen.
Auch Sie können mit Ihrer Schulklasse das Projekt durchführen. Die bald hier zur Verfügung gestellte Handreichung für Lehrkräfte beinhaltet Übungen und Methoden für die Durchführung des Projektes im Rahmen des Unterrichts.
WIE GEHT ES DIR – SOCIAL MEDIA UND DU
2024
...war die Frage, die die Stiftung Welt der Versuchungen Schüler:innen der IGS Erfurt und der TGS Albert Einstein in Sömmerda gestellt hat, begleitet von Workshops und einer Handreichung für Lehrkräfte. Sie bat die Jugendlichen um je eine Antwort in Form von Bild und Kurztext. In der Ausstellung BE.LIKE.ME. Social Media und ich waren zahlreiche Smartphones mit Ein-Bild-Erzählungen zu finden, begleitet von oft lyrischen Texten. Sie luden ein zum Swipen und gaben Einblicke in die Lebenswelten um und über Social Media der 14- bis 17-Jährigen.
Die Ergebnisse erstaunten. Sie präsentierten eine beeindruckende bildnerische Kraft und Expressivität und nutzten den Freiraum der Kunst. In Text und Bild zeigten einige, dass sie ihre analogen Interessen auf den Plattformen zur Vertiefung nutzen; andere, dass sie sich der exzessiven Bildschirmzeit bewusst sind, dem Sog von Instagram, TikTok & Co., der Nachrichten, die zuerst real erscheinen, dann doch Fake News sind, die ratlos machen.
In den Workshops war oft zu hören: „Ich kann nicht aufhören, Soziale Netzwerke zu nutzen, weil alle anderen es auch tun“; „ich greife zum Handy, weil ich nicht an etwas Unangenehmes denken möchte“; oder „beim Abendessen liegen auch die Handys meiner Eltern auf dem Tisch“.
Diese Serie sollte Anstoß geben, nachzufragen, sich in Familien und im Freundeskreis auszutauschen und Goldene Regeln zu verhandeln: Wie handhaben wir es mit Smartphones bei Tisch? Wie beim Treffen mit Freund:innen? Wo sind Social Media-freie Zonen?
Machen Sie mit Ihrer Schulklasse auch mit! Die hier zur Verfügung gestellte Handreichung für Lehrkräfte wurde zusammen mit dem Präventionszentrum der SiT erarbeitet und beinhaltet Übungen und Methoden für die kritische Auseinandersetzung mit Social Media.
Zum Download:
Handreichung für Pädagoginnen und Pädagogen
Handreichung über Objekte der Künstlerin Maria Mavropoulou
Handreichung über Objekt des Künstlers Volker März
Handreichung zu Jeppe Heins "Breathe with Me"
Erkundungstour durch die Ausstellung
ERFURT CALLING
Ein Projekt zur Teilhabe, zum Stärken und zur Suchtprävention junger Menschen
2023
Die Stiftung Welt der Versuchungen lud zwei Thüringer Schulklassen ein, zwei alte Telefonkabinen umzugestalten. Das Ziel: kleine Wohlfühlinseln. Die Gestalter:innen: Schüler:innen der neunten Klasse der Staatlichen Gemeinschaftsschule Albert Einstein, Sömmerda, sowie der IGS Erfurt.
In Workshops und in Zusammenarbeit mit zwei künstlerischen Mentor:innen – Julia Heinemann von der Bauhaus-Universität Weimar und Michael Künstler aus Erfurt – entwickelten die Schüler:innen Gestaltungsentwürfe für den Umbau. Es wurden Ideen diskutiert. Es wurde gedacht, gesprochen, verhandelt, gemessen, gerechnet (begrenzter Einkaufsetat), skizziert und gebaut.
Schnell war klar, dass Musik eine zentrale Rolle einnehmen wird – als Teil der Lebenswelt dieser Generation, der eigenen Identität und Ausdruck von Kreativität
Die Klasse 9b der IGS Erfurt gestaltete ihr Telefonhäuschen zu einer Clubtoilette um, die von außen wie ein "Beichtstuhl" aussieht – beides Orte, an denen Tratsch und dunkle Geheimnisse geteilt werden, wo man Frust und Freuden teilt. Die TGS Albert Einstein, Sömmerda nutzte für ihr "Tanzi" Graffiti, Bücher und Fotos und kreierte einen Wohlfühlort zum Abhängen, Musikhören, Lesen, Tanzen und Nachdenken.
Mit einer open-air-Präsentation wurden die fertigen Häuschen eine Woche lang (6. – 12.7.2023) in der Innenstadt der Landeshauptstadt ausgestellt und der Öffentlichkeit nutzbar gemacht – als sozialer Miniraum, als private Kapsel auf Zeit und als Generationen übergreifender Musik- und Austauschort.
Besucher:innen konnten dabei ihr Smartphone mit den eingebauten Bluetooth-Boxen verbinden und die eigene Playlist oder die der Schüler:innen hören. Die alte, recycelte Telefonzelle des öffentlichen Raums wurde auf diese Weise von der Handy-Generation einem neuen, kulturellen Nutzen im öffentlichen Raum zugeführt.
„Was hat ERFURT CALLING mit Suchtprävention zu tun? Verschiedene Gründe: Drei Tage denken, skizzieren, sich austauschen und verhandeln, dies alles ganz analog, um gemeinsam herauszufinden, was einen Wohlfühlort der Maße 1 x 1 x 2,20 Quadratmeter ausmacht. Die Kernfrage: Was tut mir gut? Die Antwort: vor allem Musik, auch Tanzen, Gemeinschaft und das Freisetzen eigener kreativer Ressourcen. Musik und Kunst selbst machen tröstet und stärkt in allen Lebenslagen. Dann die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, wenn das Werk vorgestellt wird. Gesehen werden, gelobt werden. Das macht fröhlich und glücklich. Dies alles stärkt und ist Suchtprävention", so Susanne Rockweiler, Kuratorin und erste Vorständin der Stiftung Welt der Versuchungen.
Die Häuschen wurden in der Ausstellung „On A Night Trip“ vom 20. Oktober bis 10. Dezember 2023 in der Defensionskaserne auf dem Petersberg erneut gezeigt.
UNSERE MISSION
Im Zentrum unserer Arbeit steht der Mensch und die vielen Versuchungen - von Drogen bis Social Media -, die ihm bei der Bewältigung unseres Alltags und der Suche nach Zugehörigkeit, Zerstreuung oder Euphorie begegnen. Wir zeigen auf, was in uns vorgeht, wenn wir von etwas nicht lassen können, welche Rolle unser Gehirn dabei spielt und was wir selbst auf gesunde Weise beeinflussen können. Im Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen betrachten wir Kipppunkte von Konsum und Verhaltensweisen und verdeutlichen, ab wann Genuss oder Belohnung zur Gewohnheit und Gewohnheit zum Problem wird.
Wir machen dies auf überraschende, zeitaktuelle Weise: Unsere Arbeit basiert auf der Bedeutung von Wissenschaft und Kunst für die Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft. Wir zeigen Kunstwerke, die Unsichtbares sichtbar machen und Freiräume schaffen. Wir vermitteln Wissenschaftliches verständlich und lebensbezogen. Gegenwärtige Kunst mit Wow-Effekt und neue Erkenntnisse aus der (Sucht-)Forschung mit Aha-Effekt werden verknüpft. So erschaffen wir unkonventionelle Ausstellungen und Bildungsprogramme, die alle ansprechen und die nachhallen.
Sucht geht alle Menschen etwas an: Die einen suchen den Rausch im Nachtleben oder können ohne Tabletten nicht mehr einschlafen. Die anderen belohnen sich für den geschafften Arbeitstag mit einem Glas Wein oder entfliehen der Realität in mediale Welten von Gaming oder Social Media. Darüber sprechen wir. Unsere Ausstellungen, Veranstaltungen und Bildungsprogramme schaffen dafür einen Erfahrungsraum des generationsübergreifenden Austausches – einen Ort des lebenslangen Lernens und des – im wahrsten Sinne des Wortes – Begreifens. Hier bringen wir Menschen zum Nachdenken und in den Austausch mit sich und den anderen. Dadurch tragen wir dazu bei, Tabuthemen anzusprechen, kritische Konsum- und Verhaltensweisen zu reflektieren und die Stigmata von Abhängigkeit aufzubrechen.
Wir verstehen uns als außerschulischen Lernort mit einem Ansatz, den es in Europa so noch nicht gibt. Unsere Bildungsprogramme stärken junge Menschen und mit ihnen die Gesellschaft. So schaffen wir Nachhaltigkeit und wirken präventiv.
UNSERE WERTE
Unsere Werte geben wieder, was wir als wichtig im Umgang miteinander erachten, intern und nach außen. Sie leiten und begleiten uns durch unsere tägliche Arbeit, bieten Orientierung und sind Anforderungen zugleich.
Auf Augenhöhe
Wir arbeiten ohne erhobenen Zeigefinger und ohne Abschreckung. Unser Ziel ist es, die Fähigkeit der Menschen zu stärken, Motive zu erörtern, das eigene Verhalten sowie die gesellschaftlichen Einflüsse gemeinsam kritisch zu hinterfragen und gleichzeitig auf sich selbst zu schauen, um Entscheidungen zu treffen. Wir sprechen Menschen jeder Generation und Herkunft an. Unsere Vermittlungsformate und Begleitprogramme sind auf das nachhaltige lebenslange und verständnisorientierte Lernen sowie das Begreifen im ganz wörtlichen Sinne ausgelegt. Wir setzen dabei auf einen dialogischen Ansatz, bei dem Führungen und Veranstaltungen als offene Gespräche gestaltet werden, um den Austausch und die Reflexion zu fördern. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Transformation von Bildung und für ihre Nachhaltigkeit entsprechend den Zielen der BNE-Agenda 2030.
Nachhaltig
Im doppelten Sinne: Unser Haus wird ökologisch nachhaltig gebaut. Umweltbewusstsein und langfristige Nutzbarkeit spielen eine bedeutende Rolle bei Materialien, Gestaltung, Betrieb und Einbettung in die städtische Infrastruktur. Gleichzeitig ist uns wichtig, dass du dich bei uns wohlfühlst. Zudem soll unsere Arbeit nachhallen und einen spürbaren, mittel- bis langfristigen Effekt auf dich und somit auf unsere Gesellschaft haben.
Zugänglich
Wir möchten alle Menschen egal welcher Herkunft und Voraussetzung ansprechen. Wir bieten niedrigschwellige Veranstaltungen und Führungen für unterschiedliche Zielgruppen an. Unser Haus wird barrierefrei, unser Team ist professionell, zugewandt und mehrsprachig.
Kooperativ
Wir möchten Synergien schaffen und immer wieder neu denken. Deshalb arbeiten wir innerhalb eines Experten-Netzwerks. Wir denken gemeinsam mit Künstler:innen und Wissenschaftler:innen. Bei der Konzeption von Ausstellungen und Veranstaltungen beraten uns Fachleute aus der Suchtprävention und -hilfe. Unser wissenschaftlicher Beirat unterstützt uns mit seiner vielfältigen Forschungsexpertise. Zahlreiche Kooperationspartner:innen und – nicht zuletzt – unsere Besucher:innen selbst ergänzen unser Kompetenznetzwerk.
Weltoffen
Wir sind Teil der Aktion „Weltoffenes Thüringen“. Jeder Mensch hat ein Recht auf Wohlbefinden und Gesundheit. Ein friedlicher, respektvoller Umgang, Toleranz und Akzeptanz sind deshalb fundamentale Bausteine unseres Selbstverständnisses. Bei uns sind alle Menschen in ihrer Verschiedenheit gleichermaßen willkommen. Daher stellen wir uns gegen jede Form von Diskriminierung. Wir treten ein für die Wahrung der Menschenrechte und Menschenwürde gemäß dem deutschen Grundgesetz, Artikel 1, sowie für eine plurale Demokratie. Hass und Hetze haben bei uns keinen Platz.
Experimentierfreudig
Wir sind neugierig und probieren gern Neues aus. Die aktuellen Erkenntnisse aus der Forschung fließen in unsere Arbeit ein wie gesellschaftliche Trends und technische Erneuerungen. Wir sind am Puls der Zeit und haben Freude daran, voranzugehen. Das macht unseren Innovationscharakter aus.
UNSER TEAM
Dr. Susanne Rockweiler
1. Vorständin | Chefkuratorin
Tel.: +49 361 - 30 25 79 31
Katharina Walter
Assistentin der Stiftungsleitung
Tel.: +49 361 - 30 25 79 30
Juliane Apel-Gäbler
Referentin Finanzen
Tel.: +49 361 - 30 25 79 20
Sara Stehr
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Tel.: +49 361 - 30 25 79 34
Saskia Hüger
Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Neurowissenschaften)
Tel.: +49 361 - 30 25 79 34
Andrea Radtke
Referentin PR und Marketing
Tel.: +49 361 - 30 25 79 32
Justus Borzym
Volontär PR und Marketing
Tel.: +49 361 - 30 25 79 32
Julia Meyer
Social Media
Tel.: +49 361 - 30 25 79 32
Marieluise Hörner
Mitarbeiterin wissenschaftliche Recherche
Tel.: +49 361 - 30 25 79 35
Johanna Herschel
Volontärin Vermittlung
Tel.: +49 361 - 30 25 79 36
Saly Dabaa
Verwaltung | Assistenz
Tel.: +49 361 - 30 25 79 30
Vera Jurickova
Verwaltung | Assistenz
Tel.: +49 361 - 30 25 79 30
UNSER WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT:
Katja Naie (*1974) ist Neurowissenschaftlerin und Stiftungsmanagerin der Schering Stiftung. Als Mit-Initiatorin des Onlinemagazins www.dasGehirn.info, das sie bis 2014 leitete, war sie an der Planung und dem Aufbau des ersten deutschen Online-Informationsportals zum Thema Gehirn beteiligt.
Matthias Brand (*1975) ist Psychologe, Neurowissenschaftler und Verhaltensssuchtforscher. Er leitet das Fachgebiet Allgemeine Psychologie: Kognition an der Universität Duisburg-Essen und forscht aktuell zu Onlineverhaltenssucht. 2024 wurde er mit dem Great Achievement Award der International Society for the Study of Behavioral Addictions ausgezeichnet.
Gregor Burkhart (*1964) ist promovierter Mediziner, Mitbegründer und momentan Präsident der European Society for Prevention Research (EUSPR) sowie leitender wissenschaftlicher Analyst der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EMCDDA) in Portugal.
Maximilian von Heyden ist Sozialpädagoge und Gesundheitswissenschaftler. Als Gründer und Vorstandsmitglied der gemeinnützigen Organisation FINDER Akademie widmet er sich bundes- und europaweit der Professionalisierung von Gesundheitsförderung und Prävention.
Sven Speerforck (*1984) ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sowie leitender Oberarzt und stellvertretender Klinikdirektor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Untersuchung der Stigmatisierung von (sucht-)kranken Menschen.
Rainer Spanagel (*1961) ist Pharmakologe und Suchtforscher. Er leitet das Institut für Psychopharmakologie am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim und lehrt Neuropharmakologie an der Universität Heidelberg. Er ist Sprecher des Wissenschaftlichen Beirates.
Mehr Informationen zu den Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirates zum Download (.pdf
BE.LIKE.ME. Social Media und ich
16. August bis 15. Dezember 2024
Ausstellungseröffnung: 15. August 2024
Anger 28/29, Erfurt
In ihrer zweiten Ausstellung widmete sich die Stiftung Welt der Versuchungen einem Phänomen, das unser Leben und unsere Gesellschaft längst prägt: den Sozialen Medien. Seit Mitte August konnten Besucher:innen am Anger 28/29 in BE.LIKE.ME. Social Media und ich in die technischen und inhaltlichen Mechanismen von Instagram, Facebook, TikTok und Co. eintauchen. Nach einer zweiwöchigen Verlängerung schloss die Ausstellung nun ihre Türen mit einer positiven Bilanz.
Rund 5.200 Besucher:innen, davon 3.800 Schüler:innen aus ganz Thüringen, nutzten die Chance, mittels Kunst und Wissenschaft das Thema Social Media und deren Auswirkungen auf Individuum, Gemeinschaft und Gesellschaft zu erörtern, darüber nachzudenken und zu diskutieren.
„Wir haben mit BE.LIKE.ME. ein brandaktuelles Thema zu unserem Ausstellungsgegenstand gemacht und waren damit am Puls der Zeit“, erklärt Chefkuratorin Susanne Rockweiler den Erfolg der Ausstellung. „Die exzessive Nutzung von Social Media ist von der WHO noch nicht als Sucht klassifiziert. Aber die Auswirkungen auf uns und unser Leben sind überall spürbar. Auch die Suchtforschung genau wie Soziolog:innen, Psycholog:innen und Pädagog:innen beschäftigen sich mittlerweile intensiv mit dem Thema.“ Immer häufiger stelle sich die Frage: Was macht der stetige Handy-Konsum eigentlich mit dem sozialen Wesen Mensch, mit seinem Gehirn, mit seiner Beziehung zu sich und seiner Umgebung? „Genau dieser Frage haben wir gemeinsam mit dem Publikum auf den Zahn gefühlt – und zwar auf eine neue Art und Weise: mit der Verknüpfung von Kunst, die einen emotionalen Zugang zum Thema öffnet, und Wissenschaft, die wichtiges Hintergrundwissen und aktuelle Erkenntnisse zur Nutzung der Sozialen Medien und den technischen und psychologischen Funktionsweisen dahinter liefert. Mit Fragen, die jede:n zum Nachdenken über das eigene Verhalten anregen, mit interaktiven und partizipativen Elementen, mit einem vielfältigen Rahmenprogramm, das zusätzlich aktuelle Fragen unserer Zeit zur Diskussion stellte.“
Mit diesem Ausstellungskonzept gelang es der Stiftung Welt der Versuchungen, vor allem die junge Zielgruppe zu erreichen und mit ihr in den Dialog zu treten. Schulklassenführungen waren ausgebucht, aber auch viele Familien waren zu Gast, ebenso Akteure aus dem Gesundheitsbereich, aus der Suchthilfe und der Kriminalprävention anderer Bundesländer. „Wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden“, resümiert Susanne Rockweiler. „Es zeigt uns, dass wir mit unserem innovativen Ansatz auf einem guten Weg sind und dass etliche Vertreter:innen anderer Bundesländer sowie große Unternehmen nach Erfurt in die Ausstellung reisten, um sich mit uns auszutauschen. Social Media wird uns als Gesellschaft noch lange beschäftigen.“
Social Media-Konsum wird deshalb auch im geplanten, mit Bundesmitteln geförderten Ausstellungshaus der Stiftung Welt der Versuchungen eine wichtige Rolle spielen. Dieses soll im Winter 2026/27 am Erfurter Huttenplatz eröffnen. Anfang Dezember wird der Sieger des Architekturwettbewerbs für das Haus bekanntgegeben und der Bau kann in die nächste Phase gehen.
„Super schöne Ausstellung. Habe mir Gedanken über meinen Konsum gemacht und mir ebenfalls vorgenommen, diesen zu ändern :)“
– Rückmeldung aus einer Schulklassenführung –
Die Ausstellung wurde wissenschaftlich evaluiert. Im Zeitraum vom 16. August 2024 bis zum 15. November 2024 wurde in Kooperation des Instituts PRINOR Statistik, der Hochschule Emden/Leer und der Stiftung Welt der Versuchungen eine Datenerhebung durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten, dass BE.LIKE.ME. die Präventions- und Ausstellungsziele in hohem Maße erreicht hat und dass sowie Besucher:innen als auch Fachkräfte begeistert waren. Den gesamten Ergebnisbericht können Sie hier einsehen: Ergebnisbericht Evaluation BE.LIKE.ME. Social Media und ich
Eindrücke von der Ausstellungseröffnung:
Fotos: Elisabeth Langer
Die Ausstellung wurde unterstützt durch:
Kooperationspartner:
Medienpartner:
ON A NIGHT TRIP
Zwischen Glücksgefühl und Absturz?
20. Oktober bis 10. Dezember 2023
Ausstellungseröffnung: 19. Oktober 2023
Defensionskaserne Petersberg, Erfurt
„Wir haben den ersten Stein ins Wasser geworfen.“
Ausstellung der Stiftung Welt der Versuchungen schließt mit positiver Bilanz
3.400 Besucher:innen, davon ein Drittel Schüler:innen. 40 Objekte aufstrebender und international renommierter Künstler:innen sowie aus der Wissenschaft. Keine Abschreckung, kein erhobener Zeigefinger: Mit ihrer Ausstellung „ON A NIGHT TRIP. Zwischen Glücksgefühl und Absturz?“ schlug die Stiftung Welt der Versuchungen im Herbst 2023 in der Defensionskaserne auf dem Erfurter Petersberg einen neuen Weg in der Suchtprävention ein. Die Bilanz ist positiv – rückblickend sowie auch hinsichtlich ihrer zukünftigen Arbeit.
„Die Besucher:innen haben unsere Erwartungen in zwei Weisen übertroffen“, resümiert Susanne Rockweiler, Chefkuratorin der Stiftung Welt der Versuchungen. „Einerseits bezüglich der Anzahl der Schulklassen, der Familien und Einzelbesucher:innen, die an unseren Führungen teilgenommen haben oder in den Austausch mit unseren Vermittlungskräften getreten sind. Andererseits in Bezug auf die Offenheit und Qualität der Gespräche, die sich daraus entwickelt haben.“ Dieser Austausch mit dem Publikum fand während Führungen, in der Ausstellung und im Rahmen der zahlreichen Veranstaltungen des Begleitprogramms statt. In den etwas anderen Thekengesprächen der Stiftung sprachen u.a. die international bekannte Musikerin Tabea Zimmermann und der renommierte Suchtforscher Prof. Dr. Rainer Spanagel über „Sucht, Musik, Glück und Neurowissenschaften“, die Wissenschaftler Gregor Burkhart und Maximilian von Heyden analysierten internationale Unterschiede im Umgang mit psychoaktiven Substanzen, Prof. Dr. Christiane Stock von der Charité Berlin erläuterte anhand des Virtual LimitLab Neues in der Alkoholprävention. Im Kinoklub Erfurt sahen Besucher:innen gemeinsam den aktuellen Kinofilm One for the Road und diskutierten anschließend mit Suchtbetroffenen und Akteuren der Suchtprävention/-hilfe über Abhängigkeit und den Weg heraus.
Die Erkenntnisse aus ON A NIGHT TRIP fließen nun in die nächste Ausstellung ein, die die Stiftung Welt der Versuchungen im Sommer 2024 zum Thema Social Media plant – und natürlich auch in das mit Bundesmitteln geförderte Ausstellungshaus, das – so die Planung – im Winter 2026/27 in Erfurt eröffnet. „Mit ON A NIGHT TRIP sind wir mit Menschen ins Gespräch gekommen, haben zum Nachdenken und Hinterfragen angeregt. Gleichzeitig haben wir selbst viel für unsere zukünftige Arbeit gelernt“, so Susanne Rockweiler. „Unsere Bilanz: Wir haben einen ersten Stein ins Wasser geworfen. Ermöglicht haben dies nicht zuletzt auch unsere Partner und Unterstützer. Wir danken besonders unserem Wissenschaftlichen Beirat – Gregor Burkhart, Katja Naie, Sarah Ancelle Schönfeld, Rainer Spanagel und Maximilian von Heyden, der SiT – Suchthilfe in Thüringen sowie unseren Förderern, dem Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, der AOK Plus und der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen.“
Teilnehmende Künstler:innen waren: Nevin Aladağ, Asana Fujikawa, Stefani Glauber, Anatol Hanau, Martin Parr, Adrian Piper, Alona Rodeh, Sarah Ancelle Schönfeld, Philipp Stöckel, Nasan Tur und Paula Wolber.
Das Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft der Charité – Universitätsmedizin Berlin präsentierte im Rahmen der Ausstellung ihr Virtual Limit Lab, ein Projekt zur Alkoholprävention bei jungen Menschen, und evaluierte es im Rahmen der Ausstellung erneut. Die Ergebnisse dieser Studie wurden in dem wissenschaftlichen Open Access-Journal Adolescents veröffentlicht, zu finden unter: https://www.mdpi.com/2673-7051/4/4/33
Das Nachtleben ist Kulminationspunkt von Euphorien aller Art und dem Versprechen, sich gut zu fühlen. Anders als bei der Arbeit oder in der Schule lockt es uns mit der Versuchung der Entgrenzung, und damit einem Zustand, der oft mit Substanzkonsum einhergeht: Alkohol, Ecstasy, Kokain und Cannabis gehören häufig zum Feiern dazu, wie gute Musik, Flirten und Tanz.
Die Ausstellung wurde von einem Zusatzprogramm für Schulklassen und Studierende, von Diskussionen mit und für Clubbesitzer:innen und Clubber:innen sowie Vorträgen begleitet. Eine Publikation ist erschienen.
Kooperationspartner:innen:
Ziel dieser und der kommenden Ausstellungen ist es, aus den Ergebnissen und Erfahrungen Rückschlüsse zu ziehen, die in die Konzeption des neuen Hauses einfließen.
Abb.: Alona Rodeh, In Dreams, production still Maya Luzon, short film, 2016/2019. Courtesy of the artist, Christine König Galerie Wien © VG Bild-Kunst, Bonn 2023.
Die Ausstellung wurde unterstützt durch:
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Zu den Ausstellungen sind Kataloge käuflich erwerbbar. Bei Interesse kontaktieren Sie uns bitte unter
Katalog BE.LIKE.ME Social Media und ich
22,9 x 16 cm, 118 Seiten
12 EUR*
mit Beiträgen aus Wissenschaft, Kunst und Medienpädagogik
Herausgeberin: Stiftung Welt der Versuchungen
Gestaltung: Naroska Design
Druck: Heenemann, Berlin
Auflage: 250 St.
Katalog ON A NIGHT TRIP. Zwischen Glücksgefühl und Absturz?
22,9 x 16 cm, 96 Seiten
10 EUR*
mit Beiträgen aus Wissenschaft und Kunst
Herausgeberin: Stiftung Welt der Versuchungen
Gestaltung: Naroska Design
Druck: Heenemann, Berlin
Auflage: 500 St.
Edition "Ritus" von Asana Fujikawa: 320 EUR* (Auflage: 20 Unikate, Abb. abweichend)
Für die Ausstellung On a Night Trip schuf die Künstlerin Asana Fujikawa eine neue Werkserie, bestehend aus dem zwischen autobiografischer Erfahrung und poetischer Erzählung changierenden Text Licht im Regen, den vier Keramiken Nacht, Nacht 2, Silvester und Schatten sowie der Radierung Ritus.
Die Edition Ritus zeigt eine Szene an einem Lagerfeuer vor einem Haus, dem Künstlerhaus in Hamburg, in dem Asana Fujikawa selbst einmal wohnte. Einige ihrer dargestellten Figuren stehen beisammen im Licht des Feuers, lachend und trinkend. Andere Figuren sind etwas abseits und beschattet, mal zu zweit und auch allein. Mit der Radierung greift Asana Fujikawa ihre Erzählung von stabilen und instabilen Menschen auf und überführt diese in eine detaillierte Bildsprache. Wiederkehrende Motive sind zum einen Flaschen alkoholischer Getränke. Diese erzählen von in Deutschland kulturell verankerten Trinkgewohnheiten und der breiten Akzeptanz von Alkohol in der Gesellschaft. Zum anderen begegnen uns auf der Radierung wiederholt Geisterfiguren, die im japanischen Shintō Kami genannt werden. Nach diesem Konzept kann alles, was starke Gefühle beim Menschen erzeugt, als Kami angesehen werden, wie Angst, Scham, Faszination, Freude.
Die Edition wurde in einer Auflage von 20 Exemplaren + 2. A.P. gedruckt.
Sie ist nummeriert, datiert, betitelt und signiert (recto auf Japanisch; verso die lateinische Transkription)
Da die Künstlerin Asana Fujikawa vor jedem Druck den Farbauftrag bearbeitet hat, ist jede Radierung ein Unikat.
Verkaufspreis: 320 EUR* brutto
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Bei Interesse an der Edition nehmen Sie gern Kontakt auf unter:
Tel.: 0361-30 25 79 34
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